Ein Wendepunkt für Mingolsheim
Es war am 20. April 1970, als man in Mingolsheim auf diese neue „Goldgrube“ stieß: In fast 636 Metern Tiefe fand sich eine 43 Grad heiße Thermalquelle. Bald reiften unter Bürgermeister Walter Bender die Pläne für den Bau eines Thermalbads. Bis dahin wurde das Quellwasser, das durch den Überdruck mit drei Litern pro Sekunde ständig nachfloss, provisorisch in einem Holzbottich genutzt, den der in Quellennähe Schreinermeister Wilhelm Thome anfertigte.
Große Nachfrage nach den heißen Quellen
Dadurch erregte der Bottich als „Sexkübel“ bald weit über Bad Schönborns Grenzen hinaus Aufmerksamkeit. So sollen gelegentlich anderntags an Grabkreuzen Schlüpfer sowie BHs an zertrampelten Gräbern gehangen haben. Alle Bemühungen, den Sexkübel trockenzulegen, scheiterten. Selbst der vom Rathaus entsandte Ordnungshüter kapitulierte vor zwei Dutzend ihn „einkreisender textilfreier Evas“, wie ein Chronist berichtete.
Gegen das frivole Wildbaden halfen nur bauliche Maßnahmen. 1973 ersetzte man den Kübel durch ein provisorisches Schwimmbad mit Zaun, das nachts nicht mehr zugänglich war. Ein Gutes jedoch hatte der Bottich gebracht: Starke Werbung, schließlich hatte der „Bad Schönborner Sexkübel“ deutschlandweit Schlagzeilen gemacht. Und auch viele Schwarzbader von damals blieben dem Ort als zahlende Thermariums-Gäste treu.
GesundheitsBad im TherMarium
Heute verfügt das Thermarium über eine Gesamtwasserfläche von 1400 Quadratmetern sowie über eine Salzgrotte, Fitness- und Wellnesszentrum. Badetemperaturen von 31 bis 35 Grad Celsius helfen bei der Behandlung von Rheuma, Gicht, Ischias und Hautkrankheiten.
Modernes Kurerlebnis Bad Schönborn
Blickt man zurück, so hat sich der Schwerpunkt eines Kuraufenthaltes seit Mitte des 20. Jahrhunderts gewandelt. „Omas Badekultur ist tot“, fasste der damalige Chefarzt von St. Rochus, Ludwig Handrich, diese Wandlung 1977 zusammen. Gemeint war, dass ein Kuraufenthalt nicht mehr nur der privilegierten Gesellschaftsschicht vorbehalten war, die - elegant das Heilwasserglas zwischen den Fingern balancierend - zwischen Konzerten und Teepartys auf Alleen flanierte. Die moderne Sozialgesetzgebung hatte Reha- und Kuraufenthalte für alle sozialen Schichten erschwinglich gemacht.
Der Aufschwung des Kurortes Bad Schönborn setzte sich durch die Ansiedlung mehrerer Kliniken fort. Sankt Rochus, Sigel-Klinik, die Mikina sowie die zum Celenus-Verbund gehörenden Kliniken Gotthard Schettler und Sigmund Weil verfügen heute zusammen über 1000 Betten.
Durch den Umbau des Kurparks zum Sole Aktiv Park Bad Schönborn wurden die Kernkompetenzen Wasser und Gesundheit weiter gestärkt und Bad Schönborn als Klinik- und Gesundheitsstandort noch attraktiver gemacht.